Donnerstag, 30. April 2015

Das allerheiligste Altarsakrament

Besuch des Allerheiligsten Altarsakraments

GOTT hat uns in seiner unendlichen Barmherzigkeit viele Mittel der Heiligung bereitgestellt. Das wichtigste aber ist die Eucharistie. Durch alle anderen schenkt er uns seine Gnade, doch in der heiligen Kommunion schenkt er uns sich selbst. Die Kirche hat deshalb die Eucharistie stets mit aller Verehrung und Zuneigung umgeben und ihr die verschiedensten Kultformen gewidmet. So hat sie eucharistische Triduen, Wochen und Kongresse, Heilige Stunden, die Ewige Anbetung, Vigilien, Prozessionen, das Fronleichnamsfest, das Fest des Eucharistischen Herzens Jesu und viele weitere liturgische oder private Frömmigkeitsübungen eingeführt.

So hat die Kirche mit dem Ziel, unseren Herrn im Altarsakrament zu verehren, auch viele Besuche des Allerheiligsten sowohl an den Tagen feierlicher Ausstellung als auch an gewöhnlichen Tagen empfohlen. Als eifrige Gläubige, die in allem mit der Kirche fühlen wollen, dürfen wir uns dieser Empfehlung gegenüber nicht gleichgültig verhalten.

Die tiefe Bedeutung eines Besuchs des Allerheiligsten


Herausragende Persönlichkeiten werden in der Gesellschaft stets mit Bekundungen der Hochachtung und des Respekts behandelt. Es ist dies eine Sitte, die nicht mehr als recht und billig ist. Nehmen wir das Beispiel eines Staatschefs, in dessen Palast das Vorzimmer von Menschen wimmelt, die ihn zu sprechen suchen. Da hat ein jeder eine Bitte vorzutragen. Es geht um Nominierungen, Anträge, Bewilligungen usw. Wenn der Präsident in der Öffentlichkeit erscheint, blieben die Passanten stehen, um ihn zu sehen; eine Eskorte gibt seinem Wagen mit Sirenengeheul das Geleit; stets ist er von einem Gefolge begleitet. Auf Reisen wird erwartet ihn überall ein feierlicher Empfang mit Reden und Musikkapelle.
 
Gott hat uns in seiner unendlichen Barmherzigkeit
viele Mittel der Heiligung bereitgestellt.
Das wichtigste aber ist die Eucharistie.
Die Mächtigen dieser Erde werden alle mehr oder weniger so behandelt. Ist da ein reicher Mann? Auch sein Vorzimmer ist stets voll. Der eine bittet ihn um Spenden, der andere möchte ihn zu einem Empfang einladen, wieder andere suchen ihm nur zu schmeicheln. Ist da ein großer Unternehmer? Es werden sicher Stellengesuche an ihn herangetragen: man wirbt um seinen Einfluss. Ist da einer, der für sein Wissen berühmt ist? Man fragt ihn um Rat, sucht seine Freundschaft zu gewinnen.
Jesus haben wir im Sakrament stets lebendig in unserer Mitte und er ist bestimmt viel mächtiger als alle Politiker, reicher als jeder Machthaber, weiser als irgendein Schriftsteller oder Wissenschaftler. Wie wäre es da möglich, dass wir uns mehr Mühe um die
Großen dieser Welt machten als um ihn? Wer könnte es wagen zu bestreiten, dass es recht und billig ist, ihn stets mit Eifer und Hingabe aufzusuchen, um von ihm die geistlichen und materiellen Güter zu erbitten, deren wir bedürfen; um ihm unsere Versuchungen und Ängste zu unterbreiten, ihm für die erlangten Gaben zu danken, ihn unserer Liebe zu versichern und ihn anzubeten? Zur Samaritin hat der Herr einst gesagt „Wenn du um die Gabe Gottes wüsstest ... “ Dasselbe könnten wir auch zu uns selbst sagen. Wenn wir mit lebendigem, glühendem Glauben den kennen würden, der uns gegeben wurde, würden wir uns viel mehr Mühe geben, ihn häufig aufzusuchen und mit ihm zu sprechen.

Die Besuche sollten häufig sein


Soweit es unsere Lebensumstände erlauben, sollten wir das Allerheiligste mehrmals am Tag besuchen, brauchen wir doch die Gnade Gottes jeden Augenblick und zur Ausführung eines jeden Tugendaktes. Ist es dann nicht angebracht, dass wir diese Gnaden auch häufig erbitten, indem wir wiederholt den Freund aufsuchen, den wir unter uns haben?
Der häufige Besuch des Allerheiligsten hat den großen Vorteil, dass er uns die Ausübung bestimmter Praktiken erleichtert, die zu einem asketischen Leben gehören, wie etwa die Wachsamkeit des Herzens, die Gewissenserforschung und das Bewusstsein, in der Gegenwart Gottes zu leben. Diese Übungen verlangen von uns eine ständige, aufmerksame Beobachtung unseres eigenen Verhaltens. Nun ist es aber so, dass uns die Beschäftigungen des täglichen Lebens derart beanspruchen und bedrängen, dass wir zur Zerstreuung neigen und uns die asketischen Übungen daher besonders schwer fallen. Wenn wir aber die Möglichkeit haben, uns im Laufe des Tages einige Male zurückzuziehen und dem in der Eucharistie gegenwärtigen Herrn all das mitzuteilen, was uns auf der Seele liegt, wird es uns leichtfallen, unser Herz zu bewahren, unser Gewissen über einen bestimmten Punkt zu erforschen und stets im Bewusstsein seiner Gegenwart zu leben.
Lobenswert ist auch die Übung, Jesus im Allerheiligsten bei gewissen Gelegenheiten aufzusuchen, die uns ungelegen erscheinen. Wenn ein junger Mann zum Beispiel abends zu einem Treffen unterwegs ist und vom gewohnten Weg abweicht, um kurz eine Kirche zu besuchen, ist es leicht zu verstehen, wie angenehm diese Geste unserem Herrn sein muss, der die Menschen so sehr geliebt hat und auf so wenig Gegenliebe stößt. Wenn es uns manchmal nicht gelingt, unsere geistlichen Schwierigkeiten zu lösen, oder wenn die materiellen Probleme Überhand nehmen, liegt dann vielleicht nicht wenigstens ein Teil der Schuld an der Tatsache, dass wir versuchen, unser Tun und Lassen systematisch auf das zu beschränken, was uns leichter fällt und weniger Umstände macht? Uns selbst Opfer aufzuerlegen, ist ein heilsames Vorgehen, das die Seele stärkt und den Segen des Himmels auf uns herabruft.
Oft kann es auch vorkommen, dass es uns gleich ist, ob wir unsere gewohnten Gebete zu Hause verrichten oder in einer Kirche - so etwa den Rosenkranz, die Meditation, das marianische Offizium usw. In diesem Falle ist es zu empfehlen, dass wir die Kirche vorziehen. Jesus, der sich durch die Tränen der Witwe von Naim bewegen ließ und ihr das Leben ihres Sohnes zurückgab, lässt sich bestimmt auch leicht durch die bewegen, die stets seine Gesellschaft suchen. Sein Herz, das so sehr an der Gleichgültigkeit und Kälte der Menschen leidet, will uns stets bei sich haben. Auf ihn überträgt die Kirche das Schriftwort: „Ich suchte einen, der mich trösten könnte, habe aber keinen gefunden.“ Jesus selbst hat die schlafenden Apostel zurechtgewiesen: „Konntet ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?“