Mittwoch, 17. August 2016

Die Französische Revolution: eine geplante Verschwörung zur Zerstörung der Monarchie

1789 – 1815: Die Französische Revolution

Der internationale und prozessive Charakter der Französischen Revolution
Die entgegengesetzten Thesen der liberalen Schule und der gegenrevolutionären Schule

Plinio Corrêa de Oliveira

Einigen Historikern zufolge begann die Französische Revolution im Jahr 1789 und endete im eigentlichen Sinn des Wortes im Jahr 1815 mit dem endgültigen Sturz Napoleons und der Wiedererrichtung des Throns der Bourbonen.
Die „Kurve“ des Prozesses der Französische Revolution: Der Ausbruch etlicher aufeinanderfolgenden Etappen
Während dieser Zeit durchging Frankreich eine enorme Evolution. Es brachen etliche aufeinanderfolgende Revolutionen aus:
1) In der ersten Phase wurde der König von Frankreich, der ein absolutes Herrschertum innehatte, in einen konstitutionellen König verwandelt.
2) In der zweiten Phase verwandelte er sich in einen bloßen nominellen Monarchen.
3) Und zuletzt wurde er vom Thron gestürzt und enthauptet.
4) Anschließend kam eine kurze Zeit einer bürgerlichen Republik.
5) Danach folgte ebenfalls kurz, eine kommunistische Republik. Der Kommunismus etablierte sich nicht in seinem vollen Ausmaß, es gab aber viele Veränderungen kommunistischer Prägung. Die Inhaber der öffentlichen Macht und die Partei, die sie unterstützte, waren alle Kommunisten. Es ist die sogenannte Zeit des Terrors, in der Robespierre, Danton, Marat und andere Frankreich regierten.
Dann begann die Revolution langsam auf den umgekehrten Weg, den sie beschritten hatte, zurückzugehen.
1) Von der kommunistischen ging sie zurück zur bürgerlichen Republik in der Zeit des Direktoriums.
2) Von der bürgerlichen Republik zur Volksmonarchie in der Zeit Napoleons.
3) Und wurde wieder eine aristokratische Monarchie. Eine blasse Wiederherstellung der Monarchie aus der Zeit Ludwig XVI.
Das heißt, die Französische Revolution beschritt eine Art Kurve.
Zum besseren Verständnis können wir das auf eine andere Weise wiederholen.

A) Die Tatsache: Die Französische Revolution war ein Prozess. Ein Prozess, der 1. ein Voranschreiten in Etappen beinhaltete und 2. einen symmetrischen Rückwärtsgang, ebenfalls in Etappen durchführte. Eine Tatsache, die jedermann annimmt.

B) Die Etappen waren:
      Der Vormarsch:
      1. Von der absoluten Monarchie zur konstitutionellen Monarchie;
      2. Von der konstitutionellen Monarchie zur bürgerlichen Republik;
      3. Von der bürgerlichen Republik zum Kommunismus;
      Der Rückmarsch:
      1. Vom Kommunismus zur bürgerlichen Republik;
      2. Von der bürgerlichen Republik zu einer halbwegs volks-aristokratischen Monarchie eines Napoleon;
      3. Die Rückkehr zu den Bourbonen.

Natürlich ging der Rückwertsgang nicht zum Ausgangspunkt zurück. Man ging zurück zu etwas ähnlichen, das dem Ausgangspunkt entsprach. Das Regime der Bourbonen nach der Revolution war schon nicht mehr das Ancien Régime, war diesem aber ähnlich.
Eine spontane, planlose Bewegung in die sich aufeinander folgenden Revolutionen: Eine falsche Sicht der „Kurve“ der Französische Revolution
Doch die Mehrheit der Historiker nimmt an, die Französische Revolution sei
- erstens, eine völlig spontane Bewegung gewesen, die nicht artikuliert wurde. Sie hatte tiefe Ursachen, war aber nicht das Ergebnis eine Verschwörung;
- zweitens, war sie nicht einem Plan unterworfen, denn, wo keine Verschwörer, da kein Plan.
- drittens, kann man deshalb auf keine Methode hinweisen, der die Französische Revolution gefolgt wäre als ein Plan für die folgenden Revolutionen.
Die zwei Schulen bezüglich des Prozesses der Französische Revolution
So gibt es für den Kommentar oder für die Analyse des Prozesses der Französischen Revolution zwei Schulen: die liberale oder revolutionäre und die gegenrevolutionäre Schule.

Die liberale oder revolutionäre Schule: die Spontaneität – das Fehlen einer Verschwörung und einer Methode im revolutionären Prozess

In der liberalen oder revolutionären Schule ist die erste These die Spontaneität. Das heißt, diese Bewegung sei spontan gewesen, hervorgegangen aus dem Spiel der Umstände, der menschlichen Leidenschaften und der Ideen. Sie sei nicht vorsätzlich gewesen. Es gab niemanden, der sie in Gang setzen wollte um einen ganzen Prozess durchzuführen. Es könnte höchsten jemand gegeben haben, der eine Etappe vollziehen oder in die nächste Etappe übergehen wollte. Doch niemand habe die Idee einer Revolution gehabt, die voranschreitet und dann zurückrollt.
Dies ist die liberale These.

Die gegenrevolutionäre Schule: Die Vorsätzlichkeit – Verschwörung und Methode des revolutionären Prozesses

Die gegenrevolutionäre Schule lehrt im Gegensatz die Vorsätzlichkeit der Revolution. Das heißt, es gab eine Intention, ein Vorhaben, eine Revolution zu entfachen, die sich nicht auf ihren Höhepunkt halten könnte und von der man wusste, sie müsse zurückstellen.
So gibt es nach der liberalen These weder Verschwörung noch Methode. Nach der gegenrevolutionären These gab und gibt es nicht nur eine Verschwörung, sondern auch eine Methode.
Ein praktisch wichtiger Aspekt der gegenrevolutionären Sicht: Die Französische Revolution – indem sie eine Verschwörung war und nach einer Methode verwirklicht wurde – bestimmte die Ereignisse, die ihr folgten.

Nun der dritte Punkt – dieser ist in der Praxis sehr wichtig, weil er nicht eine reine historische Nachforschung ist, sondern ein Punkt von praktischer Wichtigkeit.
Und zwar, wenn nach der revolutionären Schule die Französische Revolution keine Folge einer Verschwörung war und keine Methode folgte, dann beeinflusste sie auch nicht die ihr folgenden Ereignisse.
Für uns ist es das Gegenteil: sie bestimmt alle ihr folgenden Ereignisse, bis hin zum Kommunismus und bis in unsere Tage hinein.

Hauptschlussfolgerung: Gegen die Revolution kämpfen, bedeutet – 1. Gedankengut mit Gedankengut bekämpfen; – 2. Eingreifen, um die Umstände zu ändern; - 3. Eine Verschwörung zerstören
Daraus ergibt sich eine Schlussfolgerung, die sehr wichtig ist für die Aktion.

Nach der liberalen These — die Revolution sei nur ein spontaner, zufälliger Prozess — besteht der Kampf gegen die Revolution nur in der Bekämpfung von Gedankengut und soziale Situationen und nicht die Bekämpfung einer Verschwörung.

Nach der Gegenrevolutionären These — die Französische Revolution sei das Ergebnis einer Verschwörung gewesen und der Befolgung einer Methode — bedeutet der Kampf gegen die Revolution:
1. Ein Kampf von Gedankengut gegen Gedankengut;
2. Mit Gewissheit ein Eingreifen, um Umstände zu verändern;
3. Doch nicht nur das. Es ist die Zerstörung einer Verschwörung, denn es handelt sich um eine Vereinigung und einer Organisation, die sich der Verschwörung angenommen hat: und das ist die Freimaurerei.

Hier sind nun klar differenziert die entgegengesetzten Thesen der liberalen und der gegenrevolutionären Schule in der Betrachtung der Französische Revolution.

Beweise der Richtigkeit der gegenrevolutionären These: historische Persönlichkeiten – der Herzog von Chartres, zukünftiger König Louis Philippe, und Danton, Justizminister.
Warum ist die gegenrevolutionäre These, die richtige?
Um einen Beweis der Richtigkeit der gegenrevolutionären These zu bringen, müssen wir einige Persönlichkeiten historisch erörtern.
Da ist zunächst der Herzog von Chartres.
Er war ein junger französischer Offizier, der unter dem Befehl von Dumouriez kämpfte. Dieser war einer der höchsten Generäle der bürgerlichen Phase der Französische Revolution und des Beginns der Phase des Terrors.
Dieser Herzog von Chartres war ein Prinz der königlichen Familie Frankreichs. Er war ein Sohn des Herzogs von Orléans, genannt Philippe Égalité.
Dieser Philippe Égalité war ein Cousin des Königs, der, in der Hoffnung selbst König zu werden, sich mit den Republikanern gegen die Monarchie verschwörte. Er war Großmeister der französischen Freimaurerei. Er endete auf dem Schafott noch während der Französische Revolution. Die Republikaner sahen, dass er König werden wollte und deshalb köpften sie ihn.
Der Sohn des Philippe Égalité war der Herzog von Chartres. Dieser wurde zu Frankreichs König im Jahre 1830 ausgerufen. Er regierte unter dem Namen Louis Philippe I. und regierte von 1830 bis 1848.
Um die Rolle dieses Herzogs von Chartres zu verstehen, muss man bedenken, dass Napoleon im Jahre 1815 gefallen ist und es stieg auf den Thron Frankreichs Ludwig XVIII, Bruder Ludwig XVI.
Ludwig XVIII. starb im Jahre 1824 und es folgte ihm König Karl X. sein Bruder und natürlich ebenfalls Bruder Ludwig XVI. Karl X. regierte von 1824 bis 1830.
1830 brach eine liberale fast republikanische Revolution aus, die Karl X. absetzte und Louis Philippe zum König ausrief. Die Monarchie Louis Philippes wird als bürgerliche Monarchie bezeichnet, weil die Regierung eher von der Bourgeoisie ausgeführt wurde als von den Adeligen.
Eine andere Persönlichkeit, die in Erscheinung tritt, ist Danton. Danton war Justizminister der damaligen republikanischen Regierung.

Eine von Louis Philippe erzählte Begebenheit:
Beweis des Vorhandenseins einer Verschwörung

Die Episode wird beschrieben in ein sehr gut geschriebenes Buch von F. A. Gruyer, der Mitglied des „Institut de France“ war. Das heißt, ein berühmter ernstzunehmender französischer Historiker und sehr glaubwürdig in Sachen französischer Geschichtsschreibung.

Herzog von Chartres
Gruyer erzählt, dass am 21. September 1792 der Herzog von Chartres von der Kriegsfront nach Paris gekommen war, um mit der revolutionären Regierung zu verhandeln. Er suchte den Kriegsminister Servan auf. Servan weigerte sich ihn zu empfangen, weil er Krank sei, bettlägerig, und so außerstande mit ihm irgendetwas zu besprechen. Der Herzog von Chartres bestand aber darauf empfangen zu werden, denn er war von der Kriegsfront gekommen um wichtiges über die militärischen Aktionen gegen die österreichischen Truppen zu berichten, die in Frankreich einrückten. Er wurde dann in das Zimmer des Ministers eingeführt, der tatsächlich krank im Bett lag und etliche Personen um sich hatte. Er teilte Servan den Sieg über die Österreicher bei Valmy mit — es war ein Sieg der französischen Republik über Österreich — und berichtete über Einzelheiten des Sieges. Dann beschwerte er sich, dass die republikanische Regierung ihn an eine andere Front versetzen wollte. Er bat im Heer aktiv zu bleiben und an die Straßburger Front versetzt zu werden. Der Minister antwortete ihm: „Unmöglich. Der Platz, um den sie bitten, wurde schon an einem anderen vergeben.“
Eine der anwesenden Personen, mit einem merkwürdigen Gesicht und einer rauen Stimme, rief den Herzog beiseite und sagte ihm: „Der Servan ist ein Schwachkopf. Kommen sie morgen zu mir, ich werde mich ihr Anliegen annehmen“. Der Herzog fragte, wer er sei. Antwort: „Ich bin Danton, der Justizminister“.
Danton war genau einer der berühmtesten Revolutionäre, der grauenhaftesten, der aktivsten und der die Guillotine auf Trab hielt. Sein Name ist unwiderruflich mit den Massakern des Terrors verbunden.
Am nächsten Tag suchte der Herzog von Chartres Danton auf, der ihm sagte: „Es ist alles geregelt. Sie bekommen die Position, die sie wünschen unter dem Befehl von General Kellermann und nicht unter General Dumouriez. Wollen sie das?“ Der Herzog bedankte sich glücklich.

Danton
Danton sagte ihm anschließend — jetzt kommt das eigentlich Interessante: „Bevor sie zur Front gehen, möchte ich Ihnen einen Rat geben. Sie haben Talent, sie werden Karriere machen, sie müssen aber von einem Fehler lassen: Sie reden zuviel. Sie sind seit 24 Stunden in Paris und haben des öfteren gewisse Exzesse der Revolution kritisiert; und es kam der Regierung zu Ohren.“
Antwort des Herzogs: „Es ist aber doch ein greuelhaftes Massaker. Kann jemand dies nicht grauenhaft finden?!“
Antwort Dantons, der als Justizminister die Macht hatte irgendeinen zur Guillotine zu schicken, und schickte sie auch: „Es war ich, der diese Massaker befohlen habe. Alle Pariser sind Kanaillen; es war notwendig eine Fluss von Blut zwischen ihnen und den Anhängern der Monarchie strömen zu lassen, sonst wäre die Monarchie wieder eingeführt worden.“
So etwas sagt der Justizminister selbst! Dass heißt, er selbst sah, dass die Republik sich auf schwache Grundlagen stützte, so dass sie sich nur durch Gewalt aufrechterhalten ließe.
Danton weiter: „Sie sind noch zu jung, um diese Dinge zu verstehen. Kehren sie zum Heer zurück. Es ist der einzige Posten, der für sie heutzutage angebracht ist, angesichts ihrer persönlichen Werte und der hohen Sippe aus der sie stammen. Sie haben eine Zukunft. Um die Zukunft aber, die sie vor sich haben, zu verwirklichen, müssen sie das Schweigen lernen.“
Der Herzog von Charters war General.
Danton fügte hinzu: „General, all dies – d.h. die Massaker und die ganze willkürliche Gewalt – geht nur uns was an und nicht Sie. Ihre Rolle ist es, keine Politik zu machen, sondern eifrig für ihr Land zu kämpfen, wie sie es bis jetzt getan haben. Das erkenne ich Ihnen an.“
Das sagt also der Justizminister einem republikanischen General, einem Sohn eines Adeligen, der zum Sturz der Monarchie mitgewirkt hatte!
„Ich weiß und fühle es sehr gut, dass diese Republik, die wir ausgerufen haben, nicht von Dauer sein wird. Viel Blut wird noch vergossen werden müssen...“
Sehen sie also den Plan! Es ist ein Mensch, der die Republik ausgerufen hat, der weiß, dass sie nicht haltbar sein wird. Warum rief er die Republik aus, von der er wusste, dass sie nicht von Dauer sein würde, wenn nicht mit einer Intention, die er für später hatte? Niemand schafft ein Werk, von dem er weiß, dass es nicht haltbar sein wird. Außer mit Absicht. Er hatte also schon ein anderes Ziel.
Und er wusste noch mehr: „Dass schon viel Blut geflossen war und es war geplant, dass noch mehr fließen würde.“
Es war also alles vorbereitet und er wusste, was geschehen würde!
Sehen wir, wie es weiter ging: „... Frankreich wird durch seine Laster und vielleicht auch durch seine Tugenden zur Monarchie zurückgeführt. Doch die Monarchie, die kommen wird, wird nicht die des Ancien Régime sein. Und die Errungenschaften der Revolution als solche werden keine Gefahr laufen, sie werden ewig bleiben.“
Sie sehen, es ist ein Mann, der den Plan kennt, der die freimaurerische Verschwörung kennt, dessen Vollstrecker er ist; und er weiß, dass die Monarchie, die zurückkommen wird, nicht die des Ancien Régime sein wird.
Und es ist genau das, was geschehen ist. Sie war nur eine vage Erinnerung an das Ancien Régime. Doch das wesentliche der Revolution ist geblieben.
Danton weiter: „Niemals wird Frankreich den Hauptzweig ihrer Familie dulden...“
Er merkte, dass die Bourbonen eine geistige Einstellung hatten, die sich nie mit der Revolution versöhnen würde. Es war der Zweig, dem der Herzog von Chartres nicht angehörte. Er gehörte dem jüngeren Zweig der Familie an, den der Orléans.
„Nie wird sich der erstgeborene Zweig mit der Revolution versöhnen. Sie aber, der sie unter der Tricolore gekämpft haben, haben große Chancen zu regieren.“
Tatsächlich regierte er später. Das heißt, alles war vorgesehen.
„So ist es ihre Pflicht, sich für die Zukunft zu schonen. Sicher überrasche ich sie mit dem, was ich ihnen sage. Aber, werde ich sie eines Tages wiedersehen?“
„Sehen sie, sie werden eine schwere Aufgabe zu erfüllen haben: Diesem Volk die zwei Güter wiederzugeben, die es am meisten wünscht, aber nicht zu bewahren im Stande ist: die Ordnung und die Freiheit.“
„Sie werden noch eine andere Aufgabe haben, die nicht minder ernst ist: unsere Unabhängigkeit zu bewahren, die ständig bedroht ist durch die Nähe von Paris zu den Landesgrenzen. Sie, der sie die glorreiche Kampagne von 1792 durchgeführt haben, werden wissen welcher der Schwachpunkt ist. Der Schwachpunkt ist hier: Denken sie daran, dass Paris das Herz Frankreichs ist. Tun sie das, wofür uns keine Zeit bleibt vor unserem Fall zu tun: befestigen sie Paris.“
„So, Herr General, nun gehen sie zum Heer von Dumouriez und kämpfen sie gegen die Österreicher“.
Eine Anmerkung des Buches:
König Louis Philippe I.
„Vierzig Jahre nach diesem Gespräch mit Danton war der Herzog von Chartres König von Frankreich und baute Festungen um Paris, wie es Danton sich gewünscht hatte.“
Dies war der bis ins Detail vorgezeichnete Plan, den Danton preisgegeben hat. Was hat sich zwischen beide noch ereignet, über das der Herzog nichts erzählt hat?
(Frage: Hat die Pariser Kommune nicht etwas zu tun mit der Befestigung der Stadt?)
Sicher. Paris war der Ort in Frankreich, wo es am leichtesten war eine Revolution zu entfachen. Wenn sie befestigt würde, könnte sie vor den Angriffen der Feinde besser verteidigt werden. Das Vorhaben war also, aus Paris einen Feuerherd zu machen, der den Anmärschen aus den Provinzen standhalten könnte.
Es ist also folgerichtig. Es ist der Plan eines Staatsmannes, der eine Verschwörung anzettelte und sie einem Komplizen preisgab.
Das ganze endet so:
„Louis Philippe, der König, hatte dieses ganze Anliegen unveränderlich in seinem Gedächtnis behalten. Er fand Vergnügen daran, es ab und zu seinen engsten Freunden zu wiederholen, Wort für Wort, immer auf gleicher Weise.“
Also etwas, was er auswendig gelernt hatte.
„Der Herzog von Aumale, einer seiner Söhne, hatte diese Geschichte oft von seinem Vater gehört und wiederholte sie ebenfalls gerne des öfteren. Er erzählte es mit viel Charme.“

In den Enthüllungen Dantons, ein Plan zur Durchführung der „Prügelmethode“: Den Gegnern der Revolution Furcht einzuflössen, um ihnen die Hoffnung auf einen Sieg zu nehmen; den Kampfeswillen schwächen und vernichten.

Sie sehen, dass es eine Aussage eines Revolutionärs ist an seine Komplizen, einer, der der König sein würde, der das Werk der Französische Revolution in Frankreich sichern sollte. Diese Enthüllungen wurden 40 Jahre bevor dieser König regieren sollte, gemacht...
Es gab also eine Idee, die Französische Revolution durchzuführen, um einen großen Schock in der französischen Öffentlichkeit zu verursachen, damit die Anhänger der alten Ordnung sich dermaßen schwach und demoralisiert fühlen sollten, dass nie mehr daran denken sollten, die alte Ordnung wieder herzustellen. Oder, dass sie wenigstens dazu nicht mehr fähig sein würden. Dann käme eine mehr oder weniger Monarchie, die aber wieder in eine Republik landen würde.
Das war es, was geschah.

1830 wurde Louis Philippe König. 1848 wurde er abgesetzt und kurz darauf kam Napoleon III, der ebenfalls gestürzt wurde. Und Frankreich wurde endgültig für immer eine Republik...

In der Tat kam das zur Anwendung, was wir die „Prügelmethode“ nennen. Das heißt, den Gegnern der Revolution durch Gewalt Entsetzen einflössen, sie schwächen und ihnen die Hoffnung auf einen Sieg und den Willen zum Kampf zu nehmen.
In einem Artikel erwähnte ich einmal die Lehre von Clausewitz, nach der, einen Krieg gewinnen, bedeutet nicht, den Feind physisch zu vernichten, sondern ihm den Kampfeswillen zu nehmen.
Ich erwähnte auch die Meinung eines chinesischen Denkers aus dem Jahr 500 vC, der sagte, dass der wahre General, der ist, der Länder erobert, ohne sein Schwert zu zücken, sondern nur durch den Terror, den er verbreitet und den anderen den Willen zum Widerstand schwächt.
Der Plan der Französischen Revolution war also, diese Methode anzuwenden. Durch äußerste Gewaltanwendung und -verbreitung, verursachte sie Panik und nahm den dekadenten, schwachen und verweichlichten Feinden, den Willen zu widerstehen. Das Ergebnis war, dass der Rest eine langsame Dekadenz war, die bis zum republikanischen Regime führte, in dem sich Frankreich heute befindet.
Es gab also ein im Voraus studierter Prozess, der dann mit aller Technik durchgeführt wurde, so wie man einen wissenschaftlichen Prozess durchführt. Und der zu seinem vorgezeichneten Ergebnis kam.
Die Aussagen sind sehr sicher, weil sie von einem Autor dieses Prozesses stammen, in der sogenannten kommunistischen Phase der Französischen Revolution, gegenüber dem künftigen König, der die Errungenschaften der Französischen Revolution festigen sollte.
Es ist eine höchst interessante Äußerung: sie bestätigt die These des vorsätzlichen und prozessiven Charakters der Revolution.
Ein sehr interessantes Dokument für geschichtliche Argumentation.

Danton: ein eingeweihter der Revolution und nicht einfacher Vollstrecker

(In diesem Fall scheint Danton eingeweihter, als man es sich hätte vorstellen können. Man dachte er sei eher nur ein Vollstrecker.)
Ich bin sehr erstaunt, dass er in diesem Maße eingeweiht war.

Grund, warum die Revolution ihre Pläne verheimlicht: jeder Verschwörer will nicht erkannt werden.

(Frage: Warum geben die Lehrer nicht diese Sicht der Französische Revolution?)
Sie wollen verhindern, dass die Menschen eine Idee davon haben, dass es eine Verschwörung gibt, die die Welt bis dorthin führt, wo die Revolution sie haben will. Denn, wenn sich diese Kenntnis verbreitet, können sich diejenigen, die gegen diese Verschwörung kämpfen, zahlenmäßig vermehren. Und es ist klar, dass jeder Verschwörer Interesse daran hat, nicht als solcher erkannt zu werden. Das steckt in der Natur der Dinge.

Das Ziel der Enthüllungen Dantons: Eine Taktik den Herzog von Chartres in die Revolution einzuweihen

(Frage: Was wollte Danton mit der Enthüllung des Plans an Louis Philippe? Welche Erklärung gab dieser, als er es anderen weitersagte?)
Man kann nur mutmaßen. Danton sagte irgendwann dem Herzog von Chartres: „Sie sind noch zu jung und werden es nicht verstehen. Es wird aber dies und jenes passieren...“
Auf der anderen Seite, sieht man, dass der Herzog eine gewisse Ablehnung gegenüber den Ausschreitungen der Revolution zeigte. Es war sehr schwer eine Person zu finden, es sei denn sie wäre ein Monster, die die Ausschreitungen der Revolution mit Sympathie sah, und gerade dann als der Terror seinen Höhepunkt erreichte. Ganz Europa war mit Entsetzen erfüllt.
Außerdem war der Herzog von Chartres noch jung. Wenn er auch General der Revolution war, hatte er jedoch seinen Titel verloren und all sein Vermögen. Man versteht, dass es viel besser ist, ein reicher Herzog von Chartres, als ein zweitrangiger General zu sein, der sein Leben auf dem Schlachtfeld riskiert. Es war nicht leicht diesem Jungen die Beleidigungen schlucken zu machen, die er selbst gegen die Revolution ausbreitete.
Auf der anderen Seite rechneten sie mit ihm, der revolutionäre König zu sein. Dann war es angebracht, dass es Danton war, ein Monster, der ihm diese Zukunftsperspektiven eröffnete, um im Nachhinein in einer Loge zur Annahme dieser Ideen eingeweiht zu werden.
Dass heißt, es vereinfachte die Sache, wenn ein Monster wie Danton ihm als erster dies offenbarte. Als starker Mann und einflussreicher Politiker, der die Macht in den Händen hat, hatte er alles, um ernst genommen zu werden. Für eine Einweihung war es ein interessanter Schritt. Dies ist nur eine Hypothese.

Der Zweck der Erzählung von Seiten Louis Philippes: Ein Mittel für die Einweihung der eigenen Söhne — der Herzog von Aumale, republikanischer Tendenz; der Herzog von Nemour, monarchistischer Tendenz

Warum erzählte Louis Philippe dies seinen Intimsten?
Der Grund ist, weil sich das Problem bei seinen Söhnen wiederholen würde. Er hatte etliche Söhne, jeder mit einer unterschiedlichen politischen Richtung.
Einer der Söhne, der Herzog von Aumale, war der Republikaner unter seinen Söhnen.
Ein anderer, der Herzog von Nemours, war der Monarchist. Dieser ist der Vorfahre der Mitglieder des brasilianischen Kaiserhauses.
Die Revolution war daran interessiert, alle Söhne Louis Philippes in ihren Strom einzuführen, denn irgendwann könnten sie für irgendeine Taktik der Revolution gut sein. Wie sie tatsächlich oft eingesetzt wurden...
Der Vater erzählte also seinen Söhnen alles, um unter ihnen den Ehrgeiz zu wecken. Es war eine Vorbereitung, wie es Danton mit ihm selbst gemacht hatte. Deshalb erzählte er es auch nur in intimen Kreisen.
Dieser Historiker hörte diese Geschichte vom Herzog von Aumale, und fand nichts Besseres, es in einem Buch zu veröffentlichen. Das sind Dinge, die die Vorsehung steuert, das sie bekannt werden. Und das Buch landete in unseren Händen.

(Frage: Der Herzog von Chartres war Sohn von Philippe Égalité, Herzog von Orléans. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass er vom eigenen Vater eingeweiht wurde. Und als Danton ihm davon erzählte, wusste er bereits davon?)
Philippe Égalité - Herzog von Orléans
Nein. Weil Philippe Egalité ein Satanist war, der in verlassenen Gruben im Untergrund von Paris Teufelsbeschwörungen beiwohnte. Wie übrigens sein Vater auch schon. Doch der Herzog von Chartres, der künftige Louis Philippe, trat sicher in eine Loge für Anfänger ein. Ein Hinweis dafür gibt es in der Tatsache als die Konvention Ludwig XVI. verurteilte, baten alle Söhne von Philippe Egalité, dass er nicht für den Tod des Königs stimmen sollte. Trotzdem stimmte er für den Tod des Königs. Daraufhin schrieb der Herzog von Chartres einen heftigen Brief an ihn — im Buch dokumentiert — dem ein Bruch mit dem Vater gleichkam. Nachher kritisierte er noch die Gräueltaten der Revolution. Das heißt, es scheint, er war nicht genügend eingeweiht, um so verdorben zu sein, die Dinge zu nehmen, wie sie waren.

Eine Überraschung für die Mentoren der Französische Revolution: die Stärke der Reaktion von Seiten unzähliger Priester und vor allem des Volkes

(Frage: Rechneten die Revolutionäre mit dem Aufstand der Vendée? In wie fern störte das die Revolution?)
Es gibt eine Reihe kleiner Gründe, die dazu führen, anzunehmen, als die Französische Revolution organisiert wurde, dass die Anstifter wussten, dass es eine sehr heftige monarchistische Reaktion geben würde. Wie es sie auch tatsächlich gab.
Jeder gewissenhaf republikanischer Historiker, behauptet, dass, als Ludwig XVI. geköpft wurde, fast ganz Frankreich, empört über das begangene Verbrechen, zu den Waffen griff. Das heißt, fast ganz Frankreich hatte oder war noch nah dran, monarchistische Gefühle zu äußern. Sie rechneten also mit einer monarchistischen Reaktion.
Es scheint aber, dass sie nicht mit einer religiösen Reaktion gerechnet haben. Was verständlich ist, denn in jener Zeit gab die Kirche Frankreichs alle Anzeichen einer großen Dekadenz.
Gegen alle Voraussicht war die Zahl der Priester, die sich nicht der Revolution angeschlossen hatten, viel höher als man hätte erwarten können. Weil die Revolution die Kirche angegriffen hatte. Es war der religiöse Eifer des Volkes, der den Aufstand erwirkte, viel mehr als der monarchische Aspekt.
So war die Stärke der Reaktion für die Revolutionäre eine gewisse Überraschung. Trotzdem erwarteten sie eine Reaktion und waren bereit Blut fließen zu lassen, um diese Reaktion zu zerschlagen. Das erkennt man aus dem Bericht heraus.

Verwundbarkeit der Reaktion, die keine feste gegenrevolutionäre Bildung hatte:
Kampf von Blinden gegen Sehende.

(Frage: Warum kam es nach Karl X. unter den Bourbonen zu einer ernsthaften Reaktion gegen diese Taktik, die die Revolution mit den Orléans durchführte?)
Der Zweig der Bourbonen bestand weiter, weil er in verschiedenen Ländern regierte: Spanien, Beide Sizilien, Herzogtum Parma. Es war der ältere Zweig und hatte natürlich viele Nachkommen. Doch keiner bekam eine gute und feste gegenrevolutionäre Bildung.
Ohne im Kopf eine Struktur der Thesen von „Revolution und Gegen-Revolution“ zu haben, kann man die Revolution nicht erfolgreich bekämpfen. Es ist wie ein Blinder, der seine Angreifer ohrfeigen will. Solch eine Reaktion ist voll verwundbar, sie ist nur instinktiv. Ein Blinder kann einen Angreifer erwürgen oder ihn zu Boden werfen. Er verliert aber unbedingt de Kampf.

Nützlichkeit dieses historischen Ereignisses im Apostolat: Gefahr der Mafia.

(Kann man das weitersagen?)
Das einzige, was ich empfehle, ist, dass man es gut dokumentiert, eine perfekte Bibliographie vorlegen kann: das vollständige Dokument, Autor, Jahr der Herausgabe und Verlag. Weil im Fall einer reinen wörtlichen Information, würde besonders ein Lehrer darüber lachen.
Nicht irgendeinem erzählen. Dann wird man gleich sagen wir hätten einen Freimaurerfimmel, man sähe Freimaurer überall.

Unterscheidung des utopischen Kommunismus vom sog. wissenschaftlichen Kommunismus

(Wurde diese Taktik im Kommunismus verwendet?)
Höchstwahrscheinlich. Das Problem ist, dass diejenigen, die sich mit solchen Themen beschäftigen, im Allgemeinen zwischen zwei Formen des Kommunismus unterscheiden: dem utopischen und dem sogenannten wissenschaftlichen Kommunismus.
Den utopischen Kommunismus betrachten sie als eine Art Prä-Kommunismus. Er wird dargestellt als eine Strömung von Philosophen und Schriftstellern, die von einer Errichtung des Kommunismus aus rein sentimentalen Gründen träumten.
Der sog. wissenschaftliche Kommunismus basiert sich auf wirtschaftliche Gründe und greift auf die Philosophie Hegels zurück. Er wurde auf den Materialismus transponiert durch Karl Marx: der Vorrang der Materie über den Geist, des Wirtschaftlichen über das Ideologische. Er kam auf mit dem Manifest von Karl Marx 1848.
Der utopische Kommunismus ist viel älter. Schon Thomas Morus im XVI. Jahrhundert veröffentlichte ein Werk, in dem das kommunistische Ideal gepriesen wurde. Vor ihm gab es noch einen Campanella.
In der Französischen Revolution versuchte man den Kommunismus einzuführen im Sinne Rousseaus, nicht aber mit der Begründung, die ihm später Marx gab.
Historiker geben zu, dass es während der Französischen Revolution eine echte kommunistische Revolution gab, angeführt von Babeuf, und dass Danton, Robespierre, Marat und andere — Vorsitzende des Comité du Salut Public — alle Kommunisten waren und etliche kommunistische Gesetze machten. Hatten aber nicht den Mut ein kommunistisches Regime einzuführen. Deshalb revoltierte Babeuf kurz nach dem Terror, um zu versuchen den Kommunismus voll einzuführen.

[RN – Vortrag gehalten am 30.06.70]

Das Gespräch zwischen dem Herzog von Chartres und Danton ist entnommen (freie Übersetzung) aus
F.-A. Gruyer (Membre de l’Institut), „La jeunesse du Roi Louis-Philippe“ d’après les portraits et les tableaux conservés au Musée Condé, Paris, Librairie Hachette et cie., 79, boulevard Saint-Germain, 1909, S. 124-127