Donnerstag, 26. Januar 2017

Es obliegt den Menschen, die drohende Strafe aufzuhalten


Plínio Corrêa de Oliveira

Fátima ist ein Thema, das schon häufig in diesem Blatt *) behandelt wurde. Doch „de Maria nunquam satis“. Außerdem, in diesem Muttergottesmonat, der gezeichnet ist durch die Feierlichkeiten voller kindlicher Zuneigung und Begeisterung, des vierzigsten Jahrestages der Bischofsweihe des glorreich regierenden Heiligen Vaters Pius XII., feiern wir auch vierzig Jahre der ersten Erscheinung der Muttergottes in der Mulde von Iria. Diese Übereinstimmung ist so bewundernswert, so voll von tiefer Bedeutung, dass man nicht über das bischöfliche Jubiläum des Papstes sprechen kann, ohne zugleich an die Verheißungen von Fatima zu erinnern. So kommen wir also auf das Thema zurück, in der Sicherheit dem Wunsch unserer Leser zu entsprechen.
Da wir zu anderen Gelegenheiten schon alles über die Erscheinungen als solche gesagt haben, was zu sagen war, meinen wir, wir sollten das dornige Thema der Voraussagen Mariens behandeln.
Man weiß, dass die Muttergottes, als sie zu den drei Hirtenkindern sprach, und später auch zu Schwester Lucia, fürchterliche Strafen für die Menschheit vorausgesagt hat. Man weiß, dass der Portugiesische Episkopat Treuhänder eines geheimnisvollen Umschlags ist, der Äußerungen von Schwester Lucia enthält, der nur 1960 geöffnet werden soll. Nach dem glaubwürdigen Autor P. De Marchi („Es war eine Frau, strahlender als die Sonne“) enthält dieser Umschlag den noch nicht bekanntgegebenen zweiten Teil des Geheimnisses von Fatima. Es kommt noch hinzu, das die politischen Horizonte der ganzen Welt von trüben Wolken verhangen sind. So setzt sich spontan, unaufhaltsam, dringend die Frage auf: Werden die von der Muttergottes vorhergesagten Strafen über die Welt fallen?
Wir sind nicht von denen, die eine solche Frage für müßig halten, denn sie bezieht sich nicht auf gewisse gängige private Offenbarungen, denen mit großer Möglichkeit Suggestion oder Täuschung anhaften können, sondern auf Fakten offenkundiger übernatürlicher Art basieren und als solche von der Frömmigkeit der Gläubigen auf der ganzen Welt angenommen, die von der Heiligen Kirche gutgeheißen werden, ohne ihren privaten Charakter einzubüßen, und deutliche wie bewundernswerte geistige Früchte hervorgebracht hat.
Doch wollen wir uns heute eigentlich nicht einer solchen Erörterung hingeben. Unser Vorhaben ist bescheidener und praktischer. Wir möchten nur zeigen, dass einerseits es nicht angebracht ist, zu fragen, ob die Verheißungen von Fatima sich ereignen werden, denn sie sind ja eigentlich schon im Gange, und andererseits, dass es in großem Maß uns obliegt, auch noch zum jetzigen Stand der Dinge ihre vollständige Verwirklichung aufzuhalten.


Wir können eigentlich nicht verstehen, dass man Zweifel haben kann, dass die Voraussagen von Fatima sich gegenwärtig schon ereignen. Denn die herrschende Tatsache unseres politischen Lebens, eine Tatsache, die die Seiten der Tageszeitungen füllt und alle Sorgen der Staatsmänner beherrschen, gerade diese ist, dass „Russland seine Irrtümer über die ganze Welt verbreitet“ und somit immer günstigere Bedingungen schafft für den Ausbruch des furchtbarsten Konflikts der Geschichte.
Es ist ersichtlich, dass in dieser allgemeinen Beunruhigung nicht allein Russland die ganze Schuld zukommt. Denn wenn Moskau seine ideologischen Gifte über die ganze Welt in Umlauf bringen kann, dann nur weil diese Gifte Aufnahme finden. Wenn man auch zugeben muss, dass die Welt aus eigener Schuld sich in brennbarem Zustand befindet, ist es doch am Feuerherd Moskaus, wo die Brandstifter ihre Fackeln anzünden und von da aus unzählige Funken springen, die in allen Ländern gefährliche Feuerflammen entzünden.
Außerdem erlauben die gegenwärtigen Zustände schon die Glaubhaftigkeit des Teils der noch nicht erfüllten Voraussagen zu erkennen. Die Tatkraft Russlands über die ganze Welt eine tiefe Weltkrise auszulösen, nicht nur mehr oder weniger oberflächliche und mehr oder weniger vorübergehende aktuelle Krisen, ist offensichtlich. Dass dies alles früher oder später in Verfolgung des Papstes und der Kirche enden wird, ist ebenfalls offensichtlich. Das in den Wirren eines von Russland provozierten Krieges, eine Weltkatastrophe die Menschheit treffen kann, ist auch unbestreitbar.
Die richtige Frage über die Prophezeiungen von Fatima kann also nur diese sein: Ob sie sich erfüllen werden und ob wir in den Endgreuel fallen werden, der sich voraussehen lässt.
Zu diesem Punkt scheint es uns, dass über den Bedingungscharakter der Botschaft von Fatima nicht genügend hingewiesen wurde. In ihr wird sonnenklar gesagt, dass diese Ereignisse geschehen werden, wenn die Menschheit sich nicht von ihren Sünden abwendet und nicht Buße tut. Demnach obliegt der ganzen Menschheit und jedem einzelnen Menschen die Möglichkeit die schon im Beginnen sich befindende Strafe jetzt noch abzuwenden. Es reicht von der Sünde abzulassen und Buße zu tun. Doch wenn dies nicht geschieht, werden auch religiöse Feiern, Gebete, Ängste und Panik nichts nutzen. Die Strafe wird kommen.
Es ist also notwendig, dass der vorwiegende Teil, oder gar der zahlenmäßig größte Teil der Sünder, eine echte und ernsthafte Lebensänderung unternimmt. Was bedeutet diese Behauptung? Das die Menschen aus Liebe zu Gott, oder wenigsten aus Furcht vor seiner Gerechtigkeit, die Sünde verabscheuen und sie nicht mehr begehren und praktizieren, und fortan nach den Geboten leben. Dies ist eine der wesentlichen Bedingungen, um die Strafen zu verdrängen. Sie muss also klar erwähnt werden, positiv, ohne unnötige rednerische Verzückungen, Verstellungen oder Milderungen einer falschen menschlichen Klugheit.
Wer also ein Apostolat üben will, ganz im Sinne, was man „auf der Linie von Fatima“ nennen könnte, muss deutlich gegen den Irrtum und die Sünde sprechen, alles tun, damit sie gehasst und verstoßen werden, und in allen die Furcht vor dem Zorn Gottes erwecken, vor allem in denen, die die Liebe nicht bewegen kann.
Alle anderen gesetzten Bedingungen der Botschaft von Fatima hängen nicht ganz von uns ab. Doch diese hängt unbestreitbar von uns ab. Wenn sie erfüllt wird, werden die Strafen nicht eintreffen. Denn alles lässt glauben, dass Gott den reuigen Sünder verschonen wird. Was ist wichtiger? Zu fragen ob die Strafen kommen werden, wann und wie sie kommen werden, oder sich einsetzen, damit sie nicht eintreffen? Betätigen wir uns also. Und schreiten wir gelassen  der Zukunft entgegen, denn so, komme, was kommen mag, werden wir von denen sein, über die die schützende Hand der Königin des Himmels ruht.



Setzen wir uns ein! Reicht das? Nein! Es ist nötig, außer Lebenswandlung und Apostolat, auch Gebet und Buße. Wir müssen uns abtöten, um für uns und für die anderen zu sühnen. Wir müssen beten, weil das Gebet Berge versetzt.
Mit dieser geistlichen Einstellung und solchen Vorhaben gewappnet, werden wir mit Freuden das Lob der Jungfrau von Fatima singen können. Denn für uns wird ihre Botschaft nicht vergebens gewesen sein.

*) Bezieht sich auf das Monatsmagazin „Catolicismo“ der Diözese Campos, Brasilien

Freie Übersetzung von „Cabe aos homens sustar o castigo iminente“ aus „Catolicismo“ Nr. 77, Mai 1957

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