Mittwoch, 26. April 2017

Muttergottes vom Guten Rat


 Plinio Corrêa de Oliveira

     
Heute feiern wir ein wunderschönes Fest, das Fest der Mutter Gottes vom Guten Rat. Es ist eine sehr schöne Anrufung. Das Fest wurde zu Ehren der Erscheinung des bekannten Bildes der Muttergottes mit dem Namen vom Guten Rat in der Kirche der Eremiten des hl. Augustinus in Genazzano, Italien, im 15. Jahrhundert eingeführt. 


Muttergottes vom Guten Rat in der Kapelle des St. Aloysius Kollegs in São Paulo - BR

Es gibt hier in São Paulo, in der Kapelle des Kollegiums Sankt Aloysius, der Jesuiten, eine schöne, ehrwürdige Kopie dieses Bildes. Die Patres erzählten eine schöne Geschichte, wie das Bild nach São Paulo gekommen ist. Jesuiten, die zur Mission nach Brasilien geschickt wurden, brachten dieses Bild mit sich, erlitten Schiffsbruch vor der Küste von São Paulo, konnten aber sich und das Bild auf wundersamer Weise retten. In meiner Schulzeit an diesem Kolleg förderten die Jesuiten die Andacht zur Mutter Gottes vom Guten Rat sehr. In der Tat, es ist eine sehr schöne Anrufung Mariens, weil sie auf eine sehr mütterliche Aufgabe hinweist, eine der sehr eigentlichen Aufgaben der Königin des Universums, die der Erteilung des guten Rates.

     Als Königin des Weltalls regiert Maria über alles. Und die eigentliche Aufgabe eines Herrschers ist nicht nur Befehle zu erteilen, sondern auch Ratschläge zu geben, beraten zu müssen. Es kann aber auch durchaus sein, dass gewisse Ratschläge der Muttergottes, Befehle sein können. Für diejenigen, die Maria wirklich lieben, gelten alle Ihre Ratschläge als Befehle.

     Das Reich und die Herrschaft Mariens ist eine Regierung der Liebe, eine Herrschaft in der jeder Ratschluss für den echt frommen Gläubigen, dem echten Diener seiner Königin, im Sinne des hl. Ludwig von Montfort, den Wert eines Befehls hat.

     Diese Anrufung der Mutter Gottes vom Guten Rat, sollten wir in allen schwierigen Momenten anwenden. Vor allem meine Lieben der jüngeren Generation, die so sehr immer wieder eines guten Rates bedarf. Bei den vielen Problemen, die im Leben auftauchen, sollte sie von dieser Anrufung reichlich Gebrauch machen.

     Was bedeutet eigentlich Mutter vom Guten Rat? Es ist Maria in der Eigenschaft einer Mutter, die ihrem Kind einen guten Rat gibt. Durch die Gnade erreicht Ihr Rat das Innere unserer Seele. Sie erreicht für uns Gnaden, die in der Tiefe unserer Seele wie gute Ratschläge wirken.

     In jeglicher Situation, in der wir uns befinden, ob in Zweifelslagen, Bestürzungen oder Ratlosigkeit, in einer Situation, in der ein Rat auch nicht so vonnöten erscheint und doch unsere Augen für etwas öffnet, was wir sehen müssten, bei jeder Gelegenheit ist die Anrufung der Muttergottes vom Guten Rat sehr wichtig, denn Sie ist die Geberin guter Ratschläge.

     Wie kommt der gute Rat in unsere Seele?

     Er kommt je nach dem Stand der Person vor allem durch die Stimme der Berufung, der wir gefolgt sind. Immer wenn wir etwas in unserem Inneren oder von außen hören, was auf die Richtung unserer Berufung hinweist, sollen wir dies als einen guten Rat aufnehmen. Immer wenn wir das Verlangen nach etwas Gutem verspüren, sollen wir es als einen guten Rat annehmen. Immer wenn die Stimme der Gnade in uns etwas schlimmes vorahnen lässt, sollen wir es als einen guten Rat annehmen. Immer wenn wir uns beeinflussen lassen und wir merken, dass es für das Heil unserer Seele beiträgt, sollen wir darin die Stimme eines guten Rates vernehmen.

     In einer Religionsgemeinschaft erhalten wir ständig guten Rat, wenn wir uns seelisch vereinen mit denen, die die Rolle des Planeten haben, um die wir wie Satelliten Kreisen. Ein Satellit verlässt nie seine Bahn, weil er in dieser, durch die Anziehungskraft, ständig um seinen Planeten kreist. So werden auch wir nicht aus der Bahn geraten, wenn wir innerlich mit denen vereint sind, die die Aufgabe haben uns zu beraten.

     Es geht nicht nur darum, einen Rat zu erbitten, sondern eine so tiefe und innige Seeleneinigkeit mit dem Vorgesetzten zu haben, dass wir eins sind mit ihm, den gleichen Geist, die gleiche Mentalität, den gleichen Willen haben, und in allem so vorgehen wie er es wünscht, bevor wir überhaupt gefragt haben, welche seine Wünsche uns gegenüber sind.

Die kleine Therese (rechts) und ihre Schwester Céline

     In dieser Hinsicht gibt es ein schönes Beispiel im Leben der hl. Theresia vom Kinde Jesu bezüglich ihrer Beziehungen mit ihrer ältren Schwester, Céline.

     Theresia war schon in den Karmel eingetreten und Céline betreute noch ihren schwerkranken alten Vater zu Hause. Beide, die sich von Kindheit an immer gut verstanden, begannen einen regen Briefwechsel. In diesem Briefwechsel vernimmt man eine innige Seeleneinigkeit, in der Céline die ehrenvolle Rolle der geistlichen Beraterin Theresias zukam. Man meint eine Art Verschmelzung zweier Seelen wahrzunehmen, in der beide sich von der gleichen Gnade ernährten. Es gibt Passagen in den Briefen Theresias, die von ungeahnter Schönheit in dieser Hinsicht sind.

     Das sind die Weisen durch die wir die guten Räte erhalten, die Maria uns gibt. Doch die kostbarsten, fruchtbarsten und gesündesten, unwägbaren Ratschläge, die in unsere Seele eindringen, sind gewisse gute Ratschläge, die wir in gewissen Stunden, durch gewisse Gedanken, Regungen, Vorschläge in unsere Seele vernehmen und merken, dass sie uns zur Heiligkeit anregen, die uns in unsere Berufung fester einbinden. Es sind Stimmen der Gnade, die uns zum Guten und zur Heiligkeit führen.

     Wir sollten jeden Tag, jede Stunde die Muttergottes um gute Ratschläge bitten. Sie möge mit ihren mütterlichen Räten unsere Herzen ständig auffüllen, so wären wir nicht nur in der größten Einigkeit mit Gott, sondern vor allem in der größten Einigkeit mit Ihr. Da Sie ja die Mittlerin aller Gnaden ist, wären wir somit auf dem sichersten Weg unsere Berufung und unsere Heiligung nach Gottes Plan zu verwirklichen.



     „Mutter Gottes vom Guten Rat“, eine ergreifende Anrufung, die meines Erachtens immer vorhanden sein sollte, wenn Ratlosigkeit in den schwierigen Tagen des heutigen Lebens uns befällt.




(Aus einem Vortrag - Santo do Dia - gehalten am 26. April 1966)